Im Rahmen des Filmseminars zeigen wir die folgenden Filme:

Der Nachtportier

Film 1

Der Nachtportier

(Il portiere dinotte)
ITA 1974. R: Liliana Cavani. D: Charlotte Rampling, Dirk Bogarde, Philippe Leroy, Gabriele Ferzetti. 118 Min. DF. FSK: 16

In seiner Schilderung der sadomasochistischen Beziehung einer KZ-Überlebenden zu ihrem SS-Peiniger ebenso kontrovers wie meisterhaft: Im Wien des Jahres 1957 arbeitet der ehemalige SS-Offizier Maximilian Theo Aldorfer als Nachtportier in einem Hotel. Er gehört zu einem Geheimzirkel einstiger Kriegsverbrecher, die die Vertuschung ihrer Taten planen. Eines Tages erscheint die schöne Lucia im Hotel, die in Aldorfer ihren Peiniger erkennt: Schweigsam, gelehrig und stolz hatte sie sich als junge KZ-Inhaftierte während des Krieges den sexuellen Wünschen und Erniedrigungen von Sturmbannführer Aldorfer hingegeben. Heute würde ein Wort Lucias genügen, um ihn auffliegen zu lassen. Aber sie und Max lassen ihre Affäre wiederaufleben. Seine Altnazi-Kameraden freilich fordern ihren Tod.

Mit ihrer Rolle als Lucia feierte Charlotte Rampling ihren großen Durchbruch. In Italien wurde der subversive Skandalfilm, der die „Faszination des Bösen“ aus dem sexualpathologischen Aspekt betrachtet, seinerzeit verboten, was zu massiven Protesten von Stars wie Luchino Visconti sowie einem Streik der italienischen Filmindustrie führte.

Fr. 12.01.2024, 19:00 Uhr

Ripley's Game

Film 2

Ripley's Game

ITA/USA/GBR 2002. R: Liliana Cavani. D: John Malkovich, Dougray Scott, Ray Winstone, Lena Headey, Hanns Zischler. 110 Min. MehrsprOmdU. FSK: 16

Der zynische Gauner, Betrüger, Mörder Tom Ripley lebt mit seiner Frau luxuriös in Italien. Auf einer Party wird er von dem Briten Trevanny ganz nebenbei gekränkt. Als Ripleys Ex-Komplize Reeves Probleme mit der russischen Mafia bekommt, bringt Ripley seinen Nachbarn Trevanny mit Geld, Versprechungen und Drohungen dazu, als Auftragskiller zu fungieren und die Mafiosi auszuschalten.

Liliana Cavani adaptierte den gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith, den schon Wim Wenders 1977 unter dem Titel DER AMERIKANISCHE FREUND verfilmt hatte: Für den Filmdienst eine „überzeugende Verfilmung, die nur auf den ersten Blick konventionelle Inszenierung steckt voller Finessen und wird von überzeugenden Darstellern getragen.“ Roger Ebert hält RIPLEY GAME „ohne Zweifel“ für den besten der Tom Ripley-Filme: „Malkovichs philosophischer Ripley kommt Highsmiths Charakter in der Art und Weise, wie er seine Handlungen objektiviert, am nächsten.“ Auch Variety lobte den Hauptdarsteller: „Wenn jemand geboren wurde, Tom Ripley zu spielen, dann John Malkovich.“

Fr. 13.01.2024, 21:30 Uhr

Jenseits von Gut und Böse

Film 3

Jenseits von Gut und Böse

(Al di là del bene e del male)
ITA/FRA/DEU 1977. R: Liliana Cavani. D: Dominique Sanda, Erland Josephson, Robert Powell, Virna Lisi, Michael Degen. 126 Min. DF. 35mm-Projektion. FSK: 18

Friedrich Nietzsche, Lou Andreas-Salomé und Paul Rée in einer multisexuellen Ménage à trois: Liliana Cavani führt die geistige und künstlerische Kraft ihrer historischen Charaktere auf erotische Mythen zurück, indem sie sadomasochistische, homo-, bi- und pansexuelle Spielarten als Leben jenseits jeder Moral darstellt. In ihrer ganz eigenen Überführung von Nietzsches Philosophie ins Kinematographische ließ sie sich weniger von der Historie als von ihrer freien Fantasie leiten. „Als ganz von Sex und Drogen beherrschte erotische tour de force filmte Liliana Cavani dies Treiben voller Rausch und Leiden“, schrieb der Spiegel 1977. Zur damaligen Aufführung des Films zitierte Cavani das Nietzsche-Gedicht „Dem unbekannten Gotte“: „Ich will dich kennen, Unbekannter, / du tief in meine Seele Greifender, / mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender, / du Unfaßbarer, mir Verwandter! / Ich will dich kennen, selbst dir dienen

Sa. 13.01.2024, 14:00 Uhr

Leidenschaften

Film 4

Leidenschaten

(The Berlin Affair)
ITA/DEU 1985. R: Liliana Cavani. D: Gudrun Landgrebe, Kevin McNally, Mio Takaki, Hanns Zischler. 126 Min. DF. FSK: 16

Im Berlin des Jahres 1938 verliebt sich Louise von Hollendorf, Ehefrau eines ehrgeizigen NS-Diplomaten, in Mitsuko Matsugae, Tochter des japanischen Botschafters. Eine intime Liebesbeziehung, die Louises Ehemann sofort zu beenden versucht – bis er sich selbst in Mitsuko verliebt. Aus der Affäre der beiden Frauen entwickelt sich eine von Eifersucht und Leidenschaft zerfressene Dreierbeziehung.

Erotik und Sexualität jenseits der geltenden Normen verbindet Liliana Cavani mit faschistischem Zeitgeschehen und selbstzerstörerischer Leidenschaft, mit manipulativen Machtspielen und gesellschaftlichem Druck, mit stilvollem Ambiente und unausweichlicher Tragik. Verfilmung der Novelle „Manji“ von Tanizaki Jun’ichirō, veröffentlicht 1928-1930.

Sa. 13.01.2024, 20:30 Uhr

Die Haut

Film 5

Die Haut

(La pelle)
ITA/FRA 1981. R: Liliana Cavani. D: Marcello Mastroianni, Claudia Cardinale, Burt Lancaster. 128 Min. ItaOmdtU. FSK: 16

1943 marschieren die Alliierten in Neapel ein, die Nazis sind geflohen, US-Kommandant General Clark übernimmt die Stadt kampflos.  Für die Bevölkerung geht es ums nackte Überleben, Armut und Hunger fördern den moralischen Verfall, jeder muss sehen, wie er seine Haut retten kann. Frauen verkaufen ihre Körper, Männer ihre Ideale, eine Gesellschaft ihre Chance auf Neubeginn, und auch die amerikanischen Soldaten beteiligen sich an Vergewaltigungen und Orgien. Durch diese Hölle auf Erden bewegt sich Curzio Malaparte, in einer Zeit der Ab- und Auflösung jeder Ordnung.

Mit der aufwändigen Verfilmung des gleichnamigen Romans von Curzio Malaparte in Starbesetzung wird Liliana Cavani ihrem Ruf als Skandalregisseurin gerecht: Zwischen Drama, Farce und Satire mischt sie Spekulation und Schock mit Zeitgeschichte und pessimistischem Gesellschaftsporträt.

Wir zeigen die gegenüber der deutschen Kinofassung um 20 Minuten längere Originalfassung des Films (mit Untertiteln).

So. 14.01.2024, 09:00 Uhr