Im Ciné-Club blicken wir auf die grande nation des Kinos und zeigen französischsprachige Filme, die gekonnt Unterhaltung mit Anspruch verbinden – und uns besondere Einblicke in die französische Lebensart, Sprache und Kultur schenken. Die Filme laufen in der französischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

Der Ciné-Club wird veranstaltet in Kooperation mit dem Institut Français Mannheim und steht allen Film- und Frankreichinteressierten offen.

 

Peter von Kant

Peter von Kant

FRA 2022. R: François Ozon. D: Denis Ménochet, Isabelle Adjani, Khalil Gharbia, Hanna Schygulla. 86 Min. Frz-dtOmdtU. FSK: 16

Peter von Kant, einst ein bedeutender Regisseur, wankt liebend, leidend, schreiend, saufend und singend durch sein Kölner Atelier. Durch Sidonie, die viele Jahre Peters Muse war, lernt er den schönen Amir kennen und verliebt sich auf der Stelle in den jungen Schauspieler. Dieser erlangt Berühmtheit, die leidenschaftliche Affäre zwischen den beiden endet in Spott, Demütigungen, Selbstzerstörung.

François Ozon huldigt seinem Idol Rainer Werner Fassbinder mit dieser freien Adaption von dessen DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT (1972) und verschiebt dabei gegenüber dem Vorbild die Geschlechterrollen. Ozon schuf so ein Melodram über den Preis der Kunst, toxische Abhängigkeit und emotionalen Missbrauch, die Unmöglichkeit von Liebe auf Augenhöhe, verbunden mit französischer Leichthändigkeit.

Einführung: Manuel Hugenschmidt, Cinema Quadrat

Do. 28.09.2023, 19:30 Uhr

Warten auf Bojangles

Warten auf Bojangles – En attendant Bojangles

FRA 2021. R: Régis Roinsard. D: Virginie Efira, Romain Duris, Grégory Gadebois, Solan Machado-Graner. 125 Min. FrzOmdtU. FSK: 12

Frankreich in den 1950ern. Für Georges ist es Liebe auf den ersten, für Camille erst auf den zweiten Blick – doch dann beginnt eine Zeit des gemeinsamen Glücks, ein leidenschaftliches Leben jenseits der Konventionen, mit durchtanzten Nächten zu „Mr. Bojangles“ und verrückten Geschichten zur Unterhaltung der Freunde. Bald gehört auch der gemeinsame Sohn Gary zu dieser exzentrischen Welt des rauschhaften Exzesses. Doch Camilles dunkle Seiten treten in Erscheinung, auf die manische Phase folgt der Sturz in den Abgrund, an dem die kleine Familie gerade noch getanzt hat.

Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers erzählt von einer bedingungslosen Liebe, von ihren Höhen und Tiefen, poetisch, traurig und schön, kraftvoll und zart zugleich.

Einführung: Shirine Daumas, Institut Français Mannheim

Do, 26.10.2023, 19:30 Uhr

Saint Omer

Saint Omer

FRA 2022. R: Alice Diop. D: Kayije Kagame, Guslagie Malanda, Valérie Dréville, Aurélia Petit. 123 Min. FrzOmdtU. FSK: 12

Laurence Coly, eine junge Frau aus dem Senegal, steht vor Gericht: Sie hat ihr Baby am Strand liegen lassen, als die Flut hereinbrach. Die Professorin und Schriftstellerin Rama ist aus Paris zum Gerichtsort Saint Omer gereist, um den Prozess zu beobachten – sie identifiziert sich mehr und mehr mit der Angeklagten, deren Lebensgeschichte und Schicksal sie tief ergreift. Mord oder nicht Mord, das ist die Frage, und nach den ersten Aussagen ist bald klar, dass nichts klar ist. Wer muss wirklich angeklagt werden? Und wie kann man ein Urteil fällen im Angesicht unvorstellbarer Taten?

Inspiriert von einer wahren Begebenheit und in Anspielung auf den Medea-Mythos erzählt SAINT OMER von Brüchen in weiblichen Biografien, von emotionaler Manipulation und von Rassismus – ein packender, intelligenter Film über Wahrheit, Ausgrenzung und Mutterschaft. Großer Preis der Jury beim Festival von Venedig.

Einführung: Jost Henze, Cinema Quadrat

Do. 30.11.2023, 19:30 Uhr

Verlorene Illusionen – Illusions perdues

Verlorene Illusionen – Illusions perdues

FRA 2021. R: Xavier Giannoli. D: Benjamin Voisin, Cécile de France, Vincent Lacoste, Xavier Dolan, Gérard Depardieu. 150 Min. FrzOmdtU. FSK: 12

Lucien, ein junger Dichter im Frankreich des 19. Jahrhunderts, verlässt zusammen mit seiner Mäzenin und Geliebten Louise die Provinz und sucht hoffnungsvoll sein Glück in Paris. Bald findet er sich ein in den richtigen Kreisen. Er erhält Anerkennung, Geld und Macht – und Einblicke hinter die Kulissen einer Welt, die sich dem Profit und dem Schein verschrieben hat, auf eine menschliche Komödie, in der alles käuflich ist, Literatur und Journalismus, Politik, Gefühle, Ruf und Seele. Er wird lieben, er wird leiden, er wird seine Illusionen überleben.

Die Balzac-Verfilmung mit opulenter Ausstattung formuliert bissige Gesellschaftskritik, durchaus mit aktuellen Bezügen auf Klatschpresse, Medienkampagnen und Shitstorms, wenn der Poet allmählich Teil des intrigant-korrupten Spektakels wird.

Einführung: Jost Henze, Cinema Quadrat

Do. 14.12.2023, 19:30 Uhr

Maigret

Maigret

FRA 2022. R: Patrice Leconte. D: Gérard Depardieu, Jade Labeste, Mélanie Bernier, Aurore Clément. 88 Min. FrzOmdtU. FSK: 12

Paris in einer verregneten Nacht in den 1950ern: Eine junge Frau wird tot aufgefunden, niemand scheint sie zu kennen oder zu vermissen. Der schwermütige Kommissar Maigret rekonstruiert systematisch die einsamen Wege des Opfers durch diese kalte, unbarmherzige Stadt. Und er nimmt sich dabei einer einsamen jungen Frau an, die in ähnlichen Umständen wie die Tote lebt. In ihm regt sich die Erinnerung an ein anderes Verschwinden, das ihn tiefer berührt hat als jedes Verbrechen dieser Welt…

Kommissar Maigret, von George Simenon in über 100 Romanen und Erzählungen zum Leben erweckt, wird auch in Kino und Fernsehen immer wieder aufgegriffen. In diesem Film tritt der Krimiplot in die zweite Reihe, Patrice Leconte fokussiert sich ganz auf die Hauptfigur: Gérard Depardieu verkörpert den Kommissar mit kolossaler Zartheit und melancholischer Würde.

Einführung: Cosima Besse, Institut Français Mannheim

Do. 25.01.2023, 19:30 Uhr

Fahrstuhl zum Schafott

Fahrstuhl zum Schafott – Ascenseur pour l’échafaud

FRA 1958. R: Louis Malle. D: Jeanne Moreau, Maruice Ronet, Georges Poujouly, Lino Ventura. 91 Min. FrzOmdtU. FSK: 16

Julien Tavernier und Florence Carala lieben sich – doch dem Glück steht Florences Ehemann im Weg. Mit einem perfekten Mordplan wollen die beiden den Industriellen beseitigen. Dann bleibt ein Fahrstuhl stecken…

Als „perfekt gemachten Thriller“ bezeichnete Ulrich Gregor in seinem Buch „Geschichte des Films ab 1960“ dieses Spielfilmdebüt von Louis Malle: eine Studie in Zufall und Vergeblichkeit, Film Noir à la française und Vorstufe zur Nouvelle Vague. Die Dramaturgie, die die Handlung unerbittlich vorantreibt, und die Kameraarbeit, die das nächtliche Paris einfängt, machen FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT zu einem zeitlosen Klassiker des Kinos – und nicht zuletzt die in einer nächtlichen Aufnahmesession improvisierte Jazzmusik von Miles Davis.

Einführung: Peter Bär, Cinema Quadrat

Do. 29.02.2023, 19:30 Uhr