Film ist Kunst. Und kann als Kunst von Kunst erzählen, kann Kunst dokumentieren, kann Kunst (be)greifbar machen. Der Film und die Bildende Kunst befruchten sich schon immer gegenseitig, und schon immer können beide Kunstgattungen voneinander profitieren. Das Kino nimmt Bezug auf die Bildwelten der Kunstgeschichte; und in der zeitgenössischen Kunst ist das Einbeziehen von Fotographie und Film längst selbstverständlich geworden. Bereits seit 2008 kooperieren die Kunsthalle Mannheim und das Cinema Quadrat mit der Veranstaltungsreihe „Film & Kunst“. Beide Kultureinrichtungen haben wieder gemeinsam Filme ausgewählt, die sich mit der Kunst, mit dem Leben und Werk von bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten beschäftigen. Im Fokus steht der Dialog zwischen Kunst und Film. Cinema Quadrat und Kunsthalle Mannheim arbeiten die Berührungspunkte zwischen dem künstlerischen Werk der Protagonisten und der filmischen Bearbeitung des Themas heraus. In Kurzvorträgen vor den Filmvorführungen werden die Verbindungen beider Gattungen deutlich. Die Filme werden immer im Cinema Quadrat und immer in optimaler digitaler Form präsentiert.

Der Schatten von Caravaggio

Der Schatten von Caravaggio

(L’ombra di Caravaggio)
ITA/FRA 2022. R: Michele Placido. D: Riccardo Scamarcio, Loiuis Garrel, Isabelle Huppert. 119 Min. ItaOmdtU. FSK: 12

Um das dramatische Leben des Malers Michelangelo Merisi (1571 – 1610), besser bekannt als „Caravaggio“, ranken sich viele Geschichten von Liebe, Eifersucht, Mord und Totschlag, die genug Stoff für einen Film bieten. Doch spannender ist die Art und Weise, wie der schon zu Lebzeiten berüchtigte, unangepasste Maler seine Lebenswelt in beeindruckenden Gemälden verarbeitet, die bis heute zu den Publikumslieblingen in den großen Kunstmuseen zählen. Die Modelle für die biblischen Szenen, die er im Auftrag des Papstes und reicher Mäzene der römischen Kurie malte, fand er vielfach unter Kriminellen und Prostituierten der Stadt Rom, die gerade zu seiner Zeit durch große soziale Spannungen und massenhaftes Elend geprägt war. Der Spielfilm folgt einer raffinierten Handlung, die um den „Schatten“ kreist – ein Spion, der herausfinden soll, warum Caravaggio die menschlichen Vorbilder für seine bewegenden Darstellungen von Heiligen, Märtyrern sowie der Passion Christi nur in den Elendsvierteln der Stadt sucht, was den Kirchenmännern als Blasphemie erscheint. Der Film bietet Unterhaltung bei glaubwürdiger Nachstellung des Ateliergeschehens.

Einführung: Dr. Dorothee Höfert, Mannheim

Do., 21. März 2024, 19.30 Uhr

Nan Goldin – All the Beauty and the Bloodshed

Nan Goldin – All the Beauty and the Bloodshed

USA 2022. R: Laura Poitras. Dokumentarfilm. 122 Min. EnglOmdtU. FSK: 12

Die Fotoarbeiten von Nan Goldin (*1953) finden sich in den Sammlungen der großen Kunstmuseen. Und diese Museen – etwa Metropolitan, Guggenheim, Louvre, Tate – hängen am Sponsoring verschiedener Mäzene, zum Beispiel der milliardenschweren Familie Sackler. Diese hat ihr Geld jahrzehntelang durch ein Präparat ihrer Pharmafirma Purdue verdient, das als süchtig machendes Opioid unter dem Namen Oxycontin über Jahre Hunderttausenden von Menschen in den USA verschrieben wurde – mit furchtbaren Folgen. Auch Nan Goldin selbst hat lange gebraucht, um sich von der Oxycontin-Abhängigkeit zu befreien. In einer beispiellosen Kampagne konnte sie die Kunstförderung durch Gewinne am gewissenlosen Verkauf eines tödlichen Suchtmittels seitens der Familie Sackler aufdecken und dadurch bewirken, dass die betroffenen Museen inzwischen Zuwendungen durch die Sacklers als Art-Washing ablehnen. Die Regisseurin Laura Poitras hat einen bewegenden Film über Nan Goldins mutigen Feldzug gegen schmutziges Geld im Kunstbetrieb gedreht, in welchem sie zugleich auch über ihre Fotografie, ihr Leben und ihr politisches Engagement berichtet.

Einführung: Luisa Heese, Dipl. Kult., Kunsthalle Mannheim

Do., 11.04 2024, 19.30 Uhr

Das Versprechen – Architekt BV Doshi

Das Versprechen – Architekt BV Doshi

DEU 2023. R: Jan Schmidt-Garre. Dokumentarfilm. EnglOmU. 94 Min. FSK: 0

„Architektur entwerfen heißt Geschichten erzählen“, sagt der indische Architekt Balkrishna Vithaldas Doshi (*1927). Für seine Verwendung nachhaltiger und regionaler Materialien, für seine Entwürfe für den sozialen Wohnungsbau in den Slums der großen indischen Städte und nicht zuletzt für seinen besonderen Stil, der traditionelle Bauformen mit modernen technischen Möglichkeiten verbindet, wurde ihm 2018 der hochangesehene Pritzker-Preis, auch Nobel-Preis für Architektur genannt, verliehen. Der Film zeigt die Entwicklung eines an Kunst, Geschichte und Technik gleichermaßen interessierten Mannes, dessen Engagement im Wohnungsbau für die Ärmsten der Armen besonders beeindruckt. Doshi verzichtete auf internationale Prestigeprojekte, um sich ganz und gar der weltweit wichtigen Aufgabe zu widmen, preiswerte, dabei effiziente und menschenwürdige Wohnungen zu entwickeln, die nach Belieben und Möglichkeiten von ihren Bewohnerinnen und Bewohnern verändert und weiterentwickelt werden können. Der Film porträtiert das Werk eines humorvollen und klugen Architekten, dessen Bauten man kennen lernen möchte!

Einführung: Dr. Thomas Köllhofer, Kunsthalle Mannheim

Do, 16.05.2024, 19.30 Uhr

Thomas Schütte – Ich bin nicht allein

Thomas Schütte – Ich bin nicht allein

DEU 2023. R: Corinna Belz. Dokumentarfilm. 98 Min. FSK: 0

Man erfährt im Film eine Menge über Bildhauerei: Über das Zeichnen des Entwurfs, das Modellieren mit Ton und Wachs, über das Arbeiten mit Holz und über das Gießen von Bronze-Objekten. Thomas Schütte (*1954) ist einer der wenigen international renommierten Bildhauer, der noch mit den klassischen Techniken vertraut ist und sie für seine Darstellung von Menschen nutzt. Schütte zeigt ihre Beschädigungen, ihre Ängste, ihre Machtverhältnisse, ihre Abhängigkeiten und erfindet dafür böse, schöne, schräge und immer ausdrucksstarke Gestalten in Holz, Keramik und Bronze, deren physischer Präsenz man sich als Betrachter kaum entziehen kann. Corinna Belz hat den Künstler zwei Jahre lang bei den Vorbereitungen einer Retrospektive seines Werks im Museum of Modern Art in New York begleitet. Ebenso lakonisch wie heiter (eben typisch Thomas Schütte) berichtet er von seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Akademie bei Fritz Schwegler und Gerhard Richter, spricht über die künstlerischen Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und über seine enge Zusammenarbeit mit den Macher*innen in Gießereien und anderen Werkstätten.

Einführung: Johannes Honeck, M.A., Kunsthalle Mannheim

Do, 13,06.2024, 19.30 Uhr

Caspar David Friedrich – Die Grenzen der Zeit

Caspar David Friedrich – Die Grenzen der Zeit

BRD/DDR/FRA 1986. R: Peter Schamoni. D: Helmut Griem, Sabine Sinjen, Hans Peter Hallwachs. Essayistischer Doku-Spielfilm. 84 Min. FSK: 6

Die Ausstellungen zum 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich (1774 – 1840) bieten den Anlass, einen preisgekrönten Film-Klassiker wiederzuentdecken, der sich dem Leben und Werk des Malers widmet – ohne ihn selbst zu zeigen. Mit seinen Landschaftsdarstellungen hat Caspar David Friedrich einen ganz besonderen Blick auf die Natur geprägt. Sehnsucht, Einsamkeit, Melancholie und das Verhältnis des Einzelnen zur Erhabenheit der rätselhaften Natur sind die Themen, die sich in seinen Bildern wiederfinden, die ihm zu Lebzeiten kaum Anerkennung brachten. Rasch vergessen, wurden seine Werke erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Peter Schamoni nähert sich dem Maler durch Aussagen seiner Freund*innen, Kritiker*innen und Zeitgenoss*innen und zeigt ihn als einen Unangepassten, Suchenden, der nicht nur den künstlerischen Traditionen, sondern auch den politischen Verhältnissen seiner Zeit kritisch begegnete. Die Gegenüberstellung der realen Landschaften im Harz, auf Rügen und in der Sächsischen Schweiz mit den Bildern des Malers verdeutlicht sein Konzept, das nicht auf Nachahmung zielte, sondern künstlerische Neuschöpfung des Gesehenen forderte.

Einführung: Dr. des. Gunnar Saecker, Kunsthalle Mannheim

Do, 11.07.2024, 19.30 Uhr

Banksy – Exit Through the Gift Shop

Sommerkino Open Air

Banksy – Exit Through the Gift Shop

GBR 2010 R: Banksy. D: Thierry Guetta, Banksy, Shepard Fairey, Space Invader. Dokumentation. 86 Min. DF. FSK: 6

Der Film über (und von) Banksy aus dem Jahr 2010 spielt mit der hintersinnigen Geisteshaltung des legendären Guerilla-Street-Art-Künstlers, der zwischen Pop und Politik das Weltgeschehen kommentiert, subversiv den Kunstmarkt aufmischt, auf Auktionen auch schon mal seine Werke schreddert und bis heute nicht persönlich bekannt ist. Die skurrile Film-Geschichte zeigt einen französischen Hobbyfilmer, der unbedingt einen Film über Banksy und seine Graffiti-Kunst drehen will, ohne zu ahnen, wer Banksy eigentlich ist. Sein Film ist jedoch so dilettantisch, dass Banksy schließlich selbst das Projekt übernimmt. Geschickt spielt Banksy mit grundlegenden Fragen nach der Realität im Dokumentarfilm und dem Unterschied von Kunst und Inszenierung – verwirrend, unterhaltsam und herrlich absurd.

Einführung: Dr. Ulrich Blanché, Kunsthistorisches Institut der Universität Heidelberg
Open Air-Kinovorführung! (Bei Regen im Kinosaal)

Sa, 10.08,2024, 21:00 Uhr