Konzeption:
Wer über Kinofilme spricht, nennt die Namen von Regisseur*innen und Schauspieler*innen. Doch sie gestalten Filme nicht allein. Die vielen Fachleute, deren Namen und Gewerke zwar im Filmabspann zu lesen sind, bleiben nahezu anonym, und ihrer Arbeit wird meist wenig Beachtung geschenkt. Das diesjährige 37. Mannheimer Filmsymposium hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, ihre überaus spannenden Arbeitsfelder, die prägend für die Atmosphäre und den Stil eines Films sind, einmal näher zu beleuchten.
Das heißt: Wir werden uns mit Themen wie Ausstattung, Set-Design, Maske und Kostüm beschäftigen und fragen, welche speziellen Aufgaben Filmarchitekt*innen, Masken- und Kostümbildner*innen für den Film haben.
Zu diesem Zweck wollen wir die Aufmerksamkeit auch auf Räume oder Requisiten lenken, die eine bestimmte Atmosphäre kreieren, auf Kleidung und Schminke, die die Charaktere „modellieren“, sowie auf besondere Gegenstände, die entscheidend für den Gang der Handlung sein können.
Wird eine bestimmte Zeitepoche im Film historisch richtig dargestellt und wenn ja, mit welchem Aufwand? Oder wird aus der Schilderung eher ein bestimmter Stilwille ersichtlich? Entspricht beispielsweise unser Bild vom alten Ägypten dem Stand der Wissenschaft oder ist es eher durch Hollywoodfilme geprägt? Und lassen sich Gründe für eine mögliche Diskrepanz erkennen?
Interessant ist auch, dass Filme Kleidermoden kreieren – wie den Maxilook Ende der 1960er Jahre durch Bonnie and Clyde von Arthur Penn, 1967, – und dass sie zugleich Modehäusern und Firmen eine Plattform zur Bewerbung ihrer Produkte bieten können (z.B. BMW in James Bond – Der Morgen stirbt nie). Die Maske des ersten Scream-Films von Wes Craven, 1997, diente z. B. vielen als Faschings-Verkleidung, und Hannibal Lecters Maske (Das Schweigen der Lämmer, Jonathan Demme, 1991) wurde zum Symbol des Psychopathen.
Vielleicht könnte man Filmgeschichte auch einmal anders erzählen – nämlich anhand von Set-Design, Maske und Kostümen? So hat der Filmarchitekt Ken Adams die Optik der von ihm ausgestatteten sieben James Bond Filme möglicherweise mehr geprägt als die wechselnden Regisseure, und die verzerrte Optik im expressionistischen Stummfilm der Weimarer Republik ist stilbildend geworden. Was damals gemalte Kulisse war, wird heute noch ähnlich dargestellt, allerdings mit Hilfe von Computertechnik (z.B. bei Hinterland von Stefan Ruzowitzky, 2021) und greift somit die Konnotation „aus den Fugen geratene Welt“ wieder auf. Die Ausstattung von Science-Fiction-Filmen bedarf phantasievoller und technisch glaubwürdiger Entwürfe, um mit heutigen Mitteln und Ideen eine Welt zu schaffen, die noch in der Zukunft liegt.
Wir bitten deshalb Set-Designer*innen, Kostüm- und Maskenbildner*innen, uns von ihrer Arbeit an spezifischen Filmen zu berichten. Außerdem sind wir auf der Suche nach Filmwissenschaftler*innen und Filmkritiker*innen, die die Gewerke und ihre Bedeutung filmhistorisch einordnen. Und natürlich suchen wir außergewöhnlich gestaltete Filme – neue Arbeiten, aber auch Wiederentdeckungen –, um deren „Artwork“ auf dem Symposium vorzustellen.
Wir würden uns über Ihre/Deine Ideen zu unserem Projekt freuen, gerne auch in Form eines Abstracts, das zu senden wäre an: baer-mannheim(at)t-online.de ,oder diesen Call for Papers weiterzuleiten, damit er möglichst viele Interessierte erreicht, die sich dann bei uns melden können.
Arbeitsgruppe Symposium
im Cinema Quadrat,
Mannheims kommunalen Kino
CINEMA QUADRAT e. V.
In Zusammenarbeit mit den Bundesverbänden:
BV kommunale Filmarbeit, Berufsverband Kinematografie (BVK), BV Filmschnitt Editor (bfs)
Cinema Quadrat
K1, 2, 68159 Mannheim