Als General Suharto mit einem Militärputsch in Indonesien 1965 die Macht an sich reißt, schickt er Todesschwadronen durchs Land, die innerhalb eines Jahres über eine Millionen Andersdenkende ermorden. Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das bis heute ungeahndet ist: Die Mörder von einst sind heute etwa Politiker oder werden teils wie Helden verehrt.

Während die Dreharbeiten mit überlebenden Opfern immer wieder von lokalen Behörden boykottiert wurden, posierten die Täter um so bereitwilliger vor der Kamera, gaben stolz ihre Sicht der Dinge zum Besten. Durch einen Kunstgriff "zwingt" Oppenheimer die reuelosen Täter zur Auseinandersetzung: Er bietet ihnen an, dass sie ihre Morde vor der Kamera selbst inszenieren – Oppenheimer schlägt die Mörder so mit derselben Methode, mit der sie bisher ihr Gewissen ruhig gestellt haben: mit der Kunst der Inszenierung. Da ist etwa Anwar, der demonstriert, wie er mit einer Drahtschlinge mordet. Mafia-Filme hätten ihn dazu inspiriert, sagt er grinsend und präsentiert sich tänzelnd vor der Kamera. Eine Performance, die in ihrer Selbstgefälligkeit kaum auszuhalten ist. Er und die anderen Täter gefallen sich in der Überhöhung ihrer Taten. Angesichts der Abgründe, die sich dahinter auftun, ist die Fallhöhe beträchtlich. Im Laufe des Films, als der Regisseur die Filmszenen auf seine Protagonisten zurückspiegelt, gerät Anwars Selbstbild ins Wanken. Am Ende hat er sich und das Bild, das er abgibt, nicht mehr im Griff, die Erinnerungen würgen ihn, wie sonst nur in seinen Alpträumen.

Ein verstörendes Monstrum von einer Dokumentation, ein filmischer Fiebertraum, dessen Bilder einen nicht mehr verlassen, dessen Inhalt erschüttert und dessen Machart die Grenzen des Dokumentarischen völlig neu definiert.

Joshua Oppenheimer im Fokus

The Act of Killing

DNK/GBR/NOR 2012 R: Joshua Oppenheimer. Dokumentation. 116 Min. OmU.

FSK: frei ab 16 Jahren

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