Pasolinis Jesus stammt aus einer archaischen Welt, einem Kosmos von Bauern, Fischern und Handwerkern, der sich in den verarmten Regionen des italienischen Mezzogiorno, in Kalabrien, Apulien, der Basilikata und Sizilien über die Zeiten hinweg erhalten hatte. Pasolini besetzte den Film mit Laiendarstellern aus der Region und übernahm für den Dialog den Text des Matthäus-Evangeliums fast unverändert. Der Wortlaut der Reden Jesu, die kargen Landschaften, die schlichte Geometrie der Bauten und die prägnanten Gesichter lassen ein Jesus-Bild entstehen, das eine packende Authentizitäts-Illusion erzeugt. Die Nähe zum Originaltext und seine künstlerische Integrität haben dem Film einen selten einmütigen Beifall von Theologie und Kirche eingebracht, von konservativen Kreisen abgesehen, die an Pasolinis Marxismus und seiner Homosexualität Anstoß nahmen. In ungewöhnlicher Klarheit wird in Pasolinis Film-Evangelium auch die umstürzlerische Botschaft Jesu deutlich, ein prophetischer Aufruf zur Umkehr, der bis heute nichts von seiner provokativen Kraft verloren hat.

Im Anschluss Diskussion mit Ilka Sobottke und Karsten Visarius.

Film und Religion im Dialog

Das 1. Evangelium Matthäus

(Il vangelo secondo Matteo)

ITA/FRA 1964 R: Pier Paolo Pasolini. D: Enrique Irazoqui, Margherita Caruso. 131 Min. DF.

FSK: frei ab 6 Jahren

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