Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im Oktober 1944: Der ungarische Gefangene Saul Ausländer wird einem Sonderkommando von jüdischen Inhaftierten zugeteilt. Seine Aufgabe könnte schrecklicher nicht sein: Er muss bei der Massenvernichtung mithelfen und die Leichenberge in den Krematorien verbrennen. Moralische Erlösung findet er nur, als er die Leiche eines toten Jungen „rettet“, indem er dessen Körper nicht den Flammen überlässt, sondern ihn fortan wie seinen Sohn behandelt. Als sich ein Widerstand formiert, der in die Geschichtsbücher eingehen wird, beschließt Saul den Kindesleichnam heimlich einem Rabbiner zu übergeben und dem Jungen eine menschenwürdige Beerdigung zukommen zu lassen… Dem Film gelingt ein formal brillanter Zugang: Statt die monströse Todesfabrik en gros abzubilden, konzentriert er sich auf ein Rad im System. Das Blickfeld bleibt dabei auf ein Minimum reduziert, einen klaustrophobisch vollgepackten Ausschnitt im 4:3-Format. Diese Nähe trifft den Zuschauer in zuvor nie dagewesener Form. Während Kritiker Nemes vorwerfen, durch seinen unmittelbaren Ansatz drohe der Holocaust zur Attraktion zu werden, so schreiben sie ihm doch zu, eine völlig neue, wichtige filmische Position über die Shoah geschaffen zu haben. Eines muss man Nemes sicher lassen: Er schont niemanden und zeigt das institutionalisierte Töten als das, was es ist: unerträglich. Seine Inszenierung lässt keine schützende Distanz zu.

Nach der Vorstellung am Dienstag, 03.05., Filmdiskussion mit Dr. Peter Bär, Cinema Quadrat

Neu in Mannheim

Son of Saul

(Saul fia)

HUN 2015 R: László Nemes. D: Géza Röhrig, Sándor Zsótér. 107 Min. OmdtU.

FSK: frei ab 16 Jahren

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